Ein Schmetterling, umgeben von Motten, wird versuchen eine Motte zu werden, sobald er anfängt sich zu vergleichen. Ein Zitat mit dieser Bedeutung von R. Kaur habe ich erst kürzlich gelesen. Wer sind wir, wenn wir anfangen, unserem eigenen Selbst mehr zu vertrauen, als den Konventionen?
Und was passiert, wenn unser Körper, das Äußerliche, das Haus unserer Seele, versagt? Ob durch eine schief gelaufene Operation, einen Unfall oder anderen Gegebenheiten? Auf einmal, von heute auf morgen, kann ein Mensch nicht mehr mithalten, mit den Vorbildern der allgemeingültigen Gesellschaft.
Vielleicht ist das ein Moment, in dem man realisiert, was im Leben wirklich zählt. Ich denke, dass es leicht zu sagen ist, jedoch schwierig zu leben. Denn man lebt eben, in einer Gesellschaft mit Konventionen. Dass diese uns oft einschränkt, statt uns zu helfen, uns zu entfalten, dass sie uns rund schleifen will, als wären wir aus Stein. Dass sie uns kleiner machen will und unser Selbstbewusstsein nehmen kann, ist vielen nicht bewusst. Nein, wir geben nicht auf und wollen uns anpassen. Alle zu perfekten Wesen werden. Und dann, auf einmal, wird einem Menschen genau das durch eine Behinderung genommen. Das und zum Beispiel die Möglichkeit, zu laufen. Doch er wird erkennen und sich selbst wirklich lieben lernen in einer Welt voller Menschen, die innere Schönheit nicht sehen können, weil sie schnelllebig nach äußeren Konventionen ihre Meinung bilden. Er weiß, was im Leben wirklich zählt und was wahres Glück bedeutet. Genau deswegen ist er ein Überlebenskünstler. Ein Mensch mit sehr hoher Lebensqualität, denn er hat es verstanden, zu leben und zu lieben, somit kann er glücklich altern. Die Schale altert mit der Zeit ja sowieso, warum also nur dafür kämpfen. Alles was bleibt, sind deine Handlungen und die Momente, die du mit anderen Menschen teilst. Momente, in denen wir uns gegenseitig Kraft geben, uns auf Augenhöhe begegnen und erkennen, dass wir alle auf dem gleichen Planeten festsitzen.
Ein Mensch, der sein Leben lang dafür gekämpft hat, von seinem Umfeld akzeptiert zu werden, war eventuell nie ganz glücklich. Denn dann will man immer mehr. Doch es ist eben so, dass es immer Menschen gibt, die eine Lebenseinstellung oder Verhaltensweisen nicht teilen.
Also fangen wir doch an, Ecken und Kanten zu lieben, und nach den inneren Werten zu schauen. Uns nicht blenden zu lassen von vergänglicher Schönheit. Alles was bleibt bist du. Wer bist du?
Text: Jana Stumpe
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