Menschen mit geistiger Behinderung hatten lange nur Jobchancen auf handwerkliche Tätigkeiten. Nun wurden die ersten als Dozenten qualifiziert und geben souverän vor 400 Studenten Seminare. In der dreijährigen Qualifizierung lernen die Teilnehmer, wie der deutsche Arbeitsmarkt und sein Bildungssystem funktionieren. Auch über die Rechte behinderter Menschen werden sie geschult. Weitere Schwerpunkte sind Techniken und Praxis der Bildungsarbeit. Wie lege ich Präsentationen an und wie führe ich Workshops durch? Ziel des Projektes an der Pädagogischen Hochschule (PH) Heidelberg, die zurzeit sechs Menschen mit geistiger Behinderung ausbildet, ist es, dass sie angehenden Pädagogen ihren Alltag und ihre Lebenswelt erklären. Dabei werden sie nicht „vorgeführt“, sondern dozieren aktiv und mit professionellem Anspruch darüber. Beim Kooperationspartner, der Johannes-Diakonie Mosbach, wurde ein solches Projekt bereits 2014 gestartet und ein voller Erfolg.
Der erste Jahrgang der Bildungsfachkräfte ist mit seiner Ausbildung fertig und fest am Institut für Seminare angestellt. Nicht nur für angehende Pädagogen sind diese Seminare ein Gewinn, sondern auch für Teilnehmer der Ausbildung. Schlief so manch einer vor Erschöpfung beim ersten Seminar zu Beginn der Ausbildung noch nach zehn Minuten ein, so referiert er heute souverän vor bis zu 400 interessierten Studenten. Ein tolles Beispiel dafür, dass Entwicklungschancen durch berufliche Bildung von Menschen mit geistiger Behinderung für alle Seiten ein Gewinn sein kann.
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