Seit mehr als zehn Jahren gibt es das Konzept der Leichten Sprache. Und seit mehr als zehn Jahren gibt es darum schwere Diskussionen und Auseinandersetzungen. Zu den Highlights des Jahres 2018 dürfte der Disput um die Aussage der Journalistin Susanne Gaschke gehören, die über eine Beilage der Bundestagszeitung „Das Parlament“ in Leichter Sprache meinte, dass die „Sendung mit der Maus“ das besser können würde, weil die Formulierungen darin dumm sind. Die gehörlose Inklusionsaktivistin Julia Probst warf der Journalistin für ihren Kommentar in „Die Welt“ auf Twitter „Ahnungslosigkeit und Arroganz” vor. Auch andere äußerten sich kritisch und erklärten, dass die Journalistin den Sinn der Leichten Sprache wohl nicht verstanden habe.
Die Idee hinter der Leichten Sprache sieht so aus: Barrierefreiheit und Inklusion bedeuten nicht nur, dass man Aufzüge und Rampen einbaut, sondern sie bezieht sich auch auf sprachliche Zusammenhänge. Diese sollen so dargestellt werden, dass alle daran teilhaben können. Nicht nur Menschen mit kognitiven Schwächen, funktionale Analphabeten, sondern auch Menschen, die einen Überblick über Informationen gerne möglichst einfach wünschen. Rampen werden schließlich nicht nur von Rollstuhlfahrern benutzt, sondern genauso von Eltern mit Kinderwagen, Radfahrern oder von Lieferanten mit ihren Waren.
Was ist Leichte Sprache aus diesem Blickwinkel also?
Leichte Sprache bedeutet, dass Sachverhalte in einfachen und kurzen Sätzen vermittelt werden. Texte sollen keine Bleiwüsten sein, sondern mit Bildern oder Grafiken aufgelockert werden. Die Schrift soll groß sein. Für dieselben Dinge soll auch immer derselbe Begriff benutzt werden. Lange Wörter werden mit einem Bindestrich getrennt, um sie besser lesbar zu machen. Komplizierte Grammatik wie Genetiv-Konstruktionen werden vermieden.
Warum gibt es immer wieder Einwände?
Vorbehalte und Einwände gegen die Leichte Sprache sind mitunter berechtigt. So muss nicht alles in Leichte Sprache übertragen werden. Wissenschaftliche Texte werden schließlich auch nicht in Alltagssprache übersetzt. Es geht also auch darum, dass man sich auf Texte konzentriert, die für die Zielgruppe auch wirklich interessant sind. Durch die Übersetzung in Leichte Sprache gehen automatisch Inhalte verloren. Das ist aber nicht schlimm, sondern kann für das Thema sogar ein Gewinn sein. Denn schließlich kennt jeder Flyer, die als Bleiwüsten völlig mit Informationen überfrachtet sind und den Leser eher abschrecken. Fokussiert man sich auf die wichtigen Details und löst sich von dem Irrglauben, dass Leichte Sprache leichter zu lesen ist und die Alltagssprache ersetzen könnte, kommen gute Ergebnisse zustande. Vor allem dann, wenn eine weite Streuung vermieden wird, sondern sich auf einzelne Angebote für bestimmte Zielgruppen konzentriert wird.
Weitere Informationen finden Sie auch unter http://www.leichte-sprache.de.
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