Überall wird mittlerweile für Fitnesskurse geworben, die mehr Mobilität im Alltag versprechen, die uns einen Ausgleich von dem alltäglichen Sitzen am Schreibtisch bieten wollen oder uns einfach eine Möglichkeit geben, etwas für unsere Gesundheit zu tun.
Krankenkassen fördern und bezuschussen heutzutage sogar viele kostenpflichtige Rückenkurse in Fitnesscentren, da vielerorts auf Vorsorge bereits im jungen Alter gesetzt wird, anstatt auf die oft teurere Nachsorge.
Umso wichtiger ist es, dass auch Rollstuhlfahrer endlich ein Training erhalten, das ihre Mobilität fördert. Mit den richtigen Trainingseinheiten und praxisnahen Übungen soll die selbstbestimmte und ökonomische Fortbewegung gefördert werden. Vor allem die gleichberechtigte Teilnahme am gesellschaftlichen Leben soll durch das Training weiter unterstützt werden, indem kleine, alltägliche Erledigungen durchgespielt und der sichere Umgang mit dem eigenen Rollstuhl geübt wird.
Das Training wird von ausgebildeten Mobilitätscoaches durchgeführt, denen die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmer besonders am Herzen liegen.
Teil jedes Trainings ist zunächst das Erlernen von Grundfertigkeiten im Umgang mit dem Rollstuhl, wie das Bremsen, oder die Fortbewegung. Das Training richtet sich daher vorrangig an Menschen, die durch einen Unfall auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Aber auch Strategien für das Überwinden von Alltagshindernissen werden vermittelt, so dass Stufen und Kanten ein Fortkommen nicht mehr behindern können.
Um den Lernerfolg zu gewährleisten, finden die beiden Mobilitätstrainings mit einem Abstand von einem Monat voneinander statt. In dieser Phase soll den Teilnehmern die Möglichkeit gegeben werden, die Übungen selbst Zuhause durchzuführen und zu verinnerlichen. Damit die richtige Durchführung der Übungen auch von Zuhause aus gewährleistet ist, werden auf einer Internetseite sämtliche Übungen mit Fotos und Beispielvideos veröffentlicht. Gleichzeitig ist so sichergestellt, dass sich niemand vor dem Trainieren der Übungen aufgrund „spontaner Amnesie“ drücken kann. Zusätzlich zu der Onlineplattform erhalten Teilnehmer und Teilnehmerinnen einen „Mobilotsen“ zur Seite gestellt, der bei allen Fragen stets zu erreichen ist.
Das Training ist dank der Unterstützung der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung für Teilnehmer und Teilnehmerinnen komplett kostenlos. Für längere Anreisen zu den Trainingsorten können sogar Fahrkostenzuschüsse beantragt werden, denn die Trainingseinheiten finden zurzeit leider nur in ausgewählten Städten statt. Dazu zählen Köln, Bayreuth, Koblenz und Kiel. Für dieses Jahr ist es momentan noch möglich, sich für den zweiten Termin der Trainingseinheit in Koblenz (08.07.2018) oder in Kiel (14.07.2018) anzumelden.
Mitmachen kann grundsätzlich jeder, der mindestens 16 Jahre alt und im Alltag auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Um an dem Training teilnehmen zu können, ist es allerdings wichtig, die Fähigkeit zu besitzen, den Rollstuhl manuell über eine Strecke von 100m zu bewegen. Darüber hinaus sollten keine psychischen oder psychosomatischen Symptome mit medikamentösem Behandlungsbedarf vorliegen.
Das Mobilitätstraining ist nicht nur eine Möglichkeit, etwas für sich selbst zu tun, sondern auch für andere, denn mit der Teilnahme leisten Personen einen wichtigen Beitrag zur Forschung auch für andere Menschen, die einen Rollstuhl nutzen. Geplant ist, dass das Projekt „Mobilitätstraining 2020“ für ein bundesweites Trainingsangebot sorgt und Menschen in Rollstühlen den Alltag erleichtert. Dafür sind die Kurse jedoch auf Menschen angewiesen, die das ganze Projekt mit ihrer Teilnahme unterstützen.
Also nichts wie losgerollt!
Text: P. Steigerwald
Foto: Pixabay