Der Autor des Buches Naoki Higashida selbst hat Autismus. Doch was genau ist das eigentlich? Man sagt, Autisten hätten es schwer mit zwischenmenschlichen Beziehungen. Einige seien hochbegabt, doch für andere Bereiche hätten sie kein Interesse. Klare Strukturen würden helfen, damit sie sich zurechtfinden. Jeder Autismus ist anders. David Mitchell, der für eine deutsche Übersetzung des Buches entscheidend war, fand treffende Worte „Was, wenn Naokis dargelegt Überzeugung, dass wir eine kommunikative Nichtfunktionalität mit einer kognitiven Nichtfunktionalität verwechseln, den Nagel auf den Kopf träfe?“
Naoki schreibt davon, wie er die Welt sieht, ob Erfolg wichtig ist, wie er mit Anpassungen umgehen kann, berichtet über Wortlosigkeit, Zorn, Mitgefühl, Geduld und Ausdauer sowie viele weitere Themen, die Ihn im Alltag beschäftigen. „Da ich häufig ziemlich schlecht erzogen wirke und auch sehr laut werden kann, würde man vielleicht denken, mit liege gar nichts an Behaglichkeit und Sicherheitsgefühl. Doch ich habe ein sehr feines Empfinden dafür.“ „Schlimme Momente können mich aus heiterem Himmel erwischen, und ein sicherer Ort zum Entspannen und Ruhigwerden erscheint mir dann völlig unerreichbar, auch wenn er direkt vor meiner Nase liegt.“
Das Buch enthält Metaphern, Vergleichen und gefühlvolles Gedankengut, könnte man so sagen. Der Autor ist der festen Überzeugung, dass man Menschen mit Behinderung eine Chance geben muss, selbst zu erfahren, was in der Welt vor sich geht. Damit meint Naoki, dass ein behütetes Leben, in dem man es nur mit Lieblingsbeschäftigungen zu tun hat, keineswegs erfüllend ist. Er möchte am Leben der Gesellschaft teilhaben. „Wenn man nichts von den Schwierigkeiten erfährt, mit denen andere Menschen zu kämpfen haben, schränkt das die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit ein.“ Er ist froh darum, dass seine Mutter sich Mühe gibt, denn das Sichmühegeben sei ein beredter Ausdruck für die Unantastbarkeit und Würde eines jeden Menschenlebens. Es sei die Art und Weise, wie man sich um ein gutes Leben bemüht, die anderen Menschen begreiflich macht, dass man ein großartiges menschliches Wesen ist. Nicht nur Fähigkeiten und Begabungen seien relevant. Und so können wir alle von den Worten des Autors lernen. Das Buch eignet sich nicht nur für Menschen, die den Autismus verstehen möchten, sondern auch für solche, die wissen wollen, worauf es im Leben eigentlich ankommt, sagen wir, wo das Glück sitzt und wie es wachsen kann.
Text: Jana Stumpe
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